Die Fakten zu diesem Projekt
Heba ist seit mehr als 30 Jahren operativ tätig und verkauft Primaten an einflussreiche Käufer aus dem mittleren Osten.
Heba Abdel Moty Ahmed Saad (54) ist in Kairo zu Hause. Ihren Lebensunterhalt bestreitet sie mit dem Handel von Wildtieren. Heba ist dabei nicht alleine. Sie ist der Kopf einer Familienbande, welche aus ihrem Sohn und ihren drei Töchtern, die als reisende Handlanger tätig sind, besteht. Ihr Ehemann unterstütz sie von Nigeria aus, wo er – bezeichnenderweise – ein Transportunternehmen besitzt, das auch Zweigstellen in Kamerun und Aegypten hat.
Die Doppelbürgerschaft erlaubt es Heba, seit bald 30 Jahren im Willdtierhandel zwischen Nigera und ihrem Heimatland tätig zu sein. Sie verkauft Primaten an einflussreiche Käufer aus dem mittleren Osten. Dank Bestechungsgeldern – welche in dieser Branche üblich sind – bleibt sie im Geschäft. Laut CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) sind für alle Exporte und Importe von Flora und Fauna Dokumente erforderlich - so auch für Gorillas, Schimpansen und Bonobos. Aber, wie Dr. Mohammed Assad, Quarantänemanager am Flughafen Kairo, treffend formuliert: “ Es ist sehr einfach in Afrika, an illegale Dokumente heranzukommen.”
Mike Pugh, der heute als Inspektor für RSPCA (The Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals) in England tätig ist, erinnert sich, 1997 erstmals von Heba gehört zu haben, als er verdeckt auf einem Tiermark in Kano, Nigeria ermittelte: “Ich wurde von zwei Wildtierhändlern informiert, dass Heba die Hauptexporteurin ist”.
‘Sie schätzen, dass Heba jährlich 50 Schimpansen und ein Dutzend Gorillas exportiert. ’
Diese Aussage wurde bestätigt, als Mier im Mai 2005 nach Nigeria reiste, wo er verdeckt im Haus von Hebas Ehemann ermittelte. Er erinnert sich, wie der Türsteher ihm
für 360 Dollar Schimpansen anbot. Weiter wollte er ihm zwei Telefonnummern von Lieferanten nennen und er versprach, die Schimpansen mit dem Auto innerhalb einer Woche in sein Hotel zu bringen. Energisch wies er daurauf hin, dass die Schimpansen von Kamerun geliefert werden, weil sie in Nigeria nicht mehr erhältlich seien.
Der dramatische Rückgang der Schimpansenpopulation im Land zwang Heba dazu, sich an Lieferanten an der Grenze zu Nigeria und Kamerun zu wenden, wo gleich in zwei Ländern Gesetze gebrochen werden - noch bevor die Tiere in Hebas Besitz sind. Noch schlimmer ist, dass Heba für Ihre Taten nie gebüsst oder eingesperrt wurde. Sie kann nach wie vor frei operieren. Man könnte denken, dass die Behörden sie in den letzten 30 Jahren wenigstens einmal für ihre Schmuggleraktivitäten bestraft hätten. Aber ein chronischer Mangel an Gesetzesdurchführung hat Heba immer wieder durch das Netz gehen lassen. Obgleich Aegypten die Charta der CITES 1978 unterzeichnet hat, wird der Handel mit Wildtieren immer noch nicht bestraft. Die Händler können laut Artikel 4 der EEAA ( Egyptian Enviromental Affairs Agency) nur punktuell bestraft werden - mit einem Bussgeld von weniger als 1000 US Dollars.
Diese Tatsache macht Ammann wütend. Er sagt, dass das Problem mit CITES die Abhängigkeit von den Mitgliedstaaten ist, welche eine grosse Macht haben. Er meint, dass es in armen afrikanischen Ländern wie Aegypten, wo man Beamte bestechen muss, um Untersuchungen anstellen zu können, nicht funktioniert. Es sei, wie wenn Wölfe auf einen Hühnerstall aufpassen müssten – ein Witz. Dr. Ragy Toma, CITES Wildtier Beamter in Aegypten gibt zu, dass es eine strengere Bestrafung geben müsste. Das Gesetz bestraft Schmuggler zu milde. Es sollte strenger sein. Die EEAA arbeitet daran eine Gefängnisstrafe für Schmuggelaktivitäten im Gesetzt zu verankern.
Es ist bekannt, dass die Gleichgültigkeit Aegyptens, das Überleben von Afrikas Primaten bedroht.
Es ist auch nicht hilfreich, dass Hebas Kundschaft, reiche einflussreiche Leute sind, welche durch ihren Status und ihr Geld vor dem Gesetz geschützt sind. Ein Beispiel ist Gamal Omar, Besitzer eines privaten Resorts, das Tower Hotel in Sharm el Sheikh. Seine Einrichtungen bieten vermögenden und einflussreichen Leuten aus dem Ausland, wie Hosni Mubarak und Tony Blair, die Möglichkeit, sich an den armen Kreaturen im Privatzoo, welcher zur Zeit 11 Schimpansen und zwei Gorillas beherrbergt, zu ergötzen.
Ein anderer Sammler ist Tarke Abouoel Makarem. Er ist Besitzer des African Safari Park, an der Hauptstrasse zwischen Kairo und Alexandria. Der Park beherrbergt alle möglichen Tiere, so auch drei Schimpansen; zwei erwachsene Tiere und ein Baby. Das Jungtier wird alleine gehalten, eingesperrt in einem Glaskäfig mit kahlen Wänden und schmutzigem Fussboden. Die ausgewachsenen Schimpansen leben auf einer Felsformation mitten in einem Teich. Letztes Jahr ertrank ein Tier, als es versuchte den Felsen zu verlassen. Amann beschreibt die Bedingungen im Park als totales Desaster. Als Toma nach den CITES Genehmigungen gefragt wird, macht er eine Pause und sagt:
“Es kann sein, dass die Parks einige Schimpansen von Heba haben, aber was sollen wir dageben tun? Sie beschlagnahmen? Wohin sollen die Tiere gebracht werden?”
Dr. Samy El-Fellaly – Leiter der CITES Managment in Aegypten – betont, dass Leuten wie Omar und Makarem, die Genehmigungen zur Beherrbegung, jedoch nicht zum Besitz der Tiere, vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt erteilt werden. Er sagt weiter, dass die Tiere dort bleiben werden, bis entschieden ist, was mit den Primaten geschehen soll. Es sei ein Glück für die Schimpansen, dass sie in diesen privaten Zoos leben können. Man könne Nigeria nicht mit Aegpten vergleichen, hier werde für die Wildtiere gesorgt. “ Wissen Sie, was sie in Kamerun mit den Tieren machen? Sie essen das Affenfleisch. Wenn wir die Schmuggler stoppen und fragen, weshalb sie die Tiere aus der Wildnis nehmen, sagen sie: “Wir machen es um die Tiere zu retten”. Was soll man also sagen?”
Es ist den Behörden bekannt, dass die Gleichgültigkeit Aegypten in dieser Angelegenheit die Population von Africas Affen bedroht.
El-Fellalay legte nicht einmal eine Akte an, welche den Fall im Januar 2005 dokumentiert, bis Ammann und Mier Druck auf die Behörden ausübten und Interpool über die Geschehnisse informiert wurde. Tatsache ist, dass wenn die Behörden auf die mangelnde Durchsetzung angesprochen werden, sie einstimmig mit dem Finger auf “Kenya Airways” zeigen.
Die Fluggesellschaft akzeptiere schliesslich den Transport von illegalen Wildtier-Lieferungen auf ihren Flugzeugen. Die Fluggesellschaft wird von vielen als “der Übeltäter” im Wildtierschmuggel bezeichnet. Angesprochen auf den schlechten Ruf, sagt George Faltaous – Manager von Kenya Airways für Nordafrika – es sei die Aufgabe der Zollbehörde das Gepäck und die Dokumente zu kontrollieren und nicht Aufgabe der Airline.
“Vielleicht sind die Routen von “Kenya Airways” beliebt für die Schmuggler. Wir sind immer das letzte Glied im Transport und bei Verbindungsflügen sehen wir das Gepäck gar nicht. Wir sind verantwortlich für den Verkauf der Tickets und das Check-in. Die Flughafenbehörden kontrollieren das Gepäck, nicht die Airline.”
Mier sagt, dass dies nicht der Wahrheit entspreche. Laut IATA (International Air Transport Associaten) sind die Airlines für alles verantwortlich, was sie transportieren. Überall in Afrika haben Fluggesellschaften mit mehr Verantwortungsbewusstsein eigenes Personal – zwei pro Flug – welche die Gepäckstücke kontrollieren, nachdem es von den Flughabenbehörden bereits kontrolliert wurde.
Eine solche Politik könnte durchaus durchgesetzt werden und es könnte so verhindert werden, dass Fälle wie letztes Jahr, als acht junge Affen unter Drogen in Koffer gepackt wurden und mit “Kenya Airways” transportiert wurden, nicht mehr passieren.
Wenn man ihm weitere Fragen stellt, antwortet Faltaous ruhig:
“Wir sind strikt gegen den Schmuggel und wir möchten das Richtige tun. Aber in Afrika, passieren solche Dinge wegen der Armut. Wir haben viele Tiere, es herrscht grosse Armut und die Behörden sind korrupt. Die Zollbeamten und die Behörden an den Flughäfen arbeiten unter widrigen Bedingungen, so dass ich nicht überrascht bin, wenn einige von ihnen Bestechungsgelder annehmen und Schmuggler durchlassen.”
Auch wenn es keine einfache Lösung für das Problem gibt, zeigt die Anti-Schmuggler Kampagne, welche Amman und Mier lancierten, ihre Wirkung, denn Heba wurde als Posterfigur verwendet.
Im Oktober und November letzten Jahres, traf sich El-Fellaly mit Faltaous, um über den Handel mit Wildtieren zu diskutieren. Er schickte Briefe an die “Sudan Airways” und an “Egypt Air”. Dann traf er sich mit dem Nigerianischen Botschafter in Aegypten (und schlug Ammann und Mier vor, dass Heba an Nigeria oder Kenya ausgeliefert werden könnte, wenn sie dort Gesetze brechen würde)
Und schliesslich, schickte er Ammann’s Dokumente an Maher Hafez – Geschäftsführer der Umweltschutzpolizei in Agypten – und bat ihn, bei Heba und ihrer Familie Untersuchungen anzustellen und ihre Namen auf die Pass - und Einwanderungsliste zu setzen.
Ammann betont, dass diese Aktion Interpol dazu veranlasste, eine “Blaue Liste” zu erstellen welche dazu dient, dass Polizei und Einwanderungsbehörden weltweit verdächtige Personen überwachen können. Diese kollektiven Anstrengungen sind ein Schritt in die richtige Richtung.
Beide, Ammann und Mier, hoffen, dass diese Massnahme besser früher als später kommt, andernfalls können keine Affen gerettet werden.
Letztes Jahr besuchte ich die geretteten Tiere, die 2005 in die neue Heimat Sweetwather Chimpanzee Sanctury in Kenya gebracht wurden, wo man sie wieder aufpäppelte. Die Affen, haben Namen und heissen Edvard, Julia, Jane, Romeo und Viktoria. Sie tollten herum, spielten und rannten wie kleine Kinder. Zu sehen, wie die Tiere – welche letztes Jahr am Rande des Todes standen – jetzt wieder an Lebensfreude gewonnen haben, berührte mich sehr.
Dr Mona Hakib Al
Chef-Tierärztin am Flughafen Kairo – sagt, dass sie Heba einmal gefragt habe, weshalb sie mit Wildtieren handle. Heba jammerte: “Ich habe keine Arbeit. Dies ist die einzige Möglichkeit für mich, Geld zu verdienen Ich bin arm, habe kein Essen zu Hause und muss die Ausbildung meiner drei Töchter finanzieren.” Als sie vor ihrem Appartmenthaus konfrontiert wird, verweigert sie das Gespräch und flüchtet mit ihrem brandneuen Renault. Man kann davon ausgehen, dass Schimpansen, die man in Aegypten sieht, vermutlich von Heba und ihrer Familienbande geschmuggelt wurden - aber beweisen kann ich es nicht.”
Deutsche Übersetzung: Bettina Maurer/Bernadette Beer
Englischer Originaltext als PDF